Union fordert Bildungs-Startup-Gipfel
Thomas Jarzombek, bildungspolitischer Sprecher der Unionsfraktion, kritisiert den „Lern-Lockdown durch die Hintertür“. Er fordert, dass sich die Bundesbildungsministerin so schnell wie möglich mit den deutschen Bildungs-Start-ups trifft.
Von
Christian Füller
Herr Jarzombek, eine Schule nach der anderen schickt ganze Klassen nach Hause oder schließt. Sollte man jetzt nicht besser konsequent die Schulen schließen?
Wir wollen alles tun, um flächendeckende Schulschulschließungen, zu vermeiden. Ich habe mich da vielfach und sehr deutlich geäußert. Dennoch: Wir haben jetzt wegen der vielen Infektionen an manchen Stellen eine Art Lern-Lockdown durch die Hintertür. In Berlin bspw. ist die Präsenzpflicht aufgehoben und hybrider Unterricht funktioniert generell gar nicht gut. Die Frage ist daher: Wie können wir dort, wo es notwendig ist, funktionierende Angebote für Distanzlernen machen?
Was schlagen Sie vor, um die pädagogische Omikron-Krise zu überwinden?
Wir haben in Deutschland eine Ressource, auf die wir endlich richtig zugreifen müssen: Es gibt viele innovative digitale Bildungsanbieter, insbesondere Start-ups, die sofort helfen könnten. Wir müssen Schüler und Lehrer jetzt unmittelbar unterstützen, unkompliziert und pragmatisch.
Wie könnte man die Bildungs-Start-ups ins Spiel bringen?
Die Bildungsministerin sollte sich am besten schon in der nächsten Woche mit den großen Bildungs-Start-ups treffen und gemeinsam mit den Ländern herausfinden, was der Beitrag der Start-ups in dieser Krise sein kann. Eine Art Innovationsbildungsgipfel. Aber bitte nicht als großes Event, sondern als pragmatische und hemdsärmelige Lösung, um noch in diesem Frühjahr Unterstützung für die Schulen umzusetzen. Es geht darum, Angebote zu machen für Länder und Schulen. Sie sollen damit Möglichkeiten an die Hand bekommen, innovative Angebote zu nutzen und idealerweise auch eine Auswahl zu bekommen. Ich bin mir sicher, dass die digitalen Bildungsanbieter in dieser Notsituation ihren Teil beitragen.
Aber hat der Bund nicht schon viel Geld ausgegeben für Digitalpakt und Tablets!
Genau das ist ja die Basis, auf der die digitalen Bildungsinhalte überhaupt genutzt werden können. Die Geräte nutzen aber nichts ohne Bildungsinhalte. Ich sehe hier viel Engagement vor Ort, aber hier ist auch noch eine Menge Raum für innovative Inhalte. Hier müssen wir gemeinsam mit den Ländern arbeiten, denn ich bin überhaupt kein Freund davon, Dinge den Ländern vorgeben zu wollen.
Wäre das nicht eine Art Wirtschaftsförderung? Geht es nicht jetzt um die Kinder?
Die Digitalisierung der Bildung ist kein Selbstzweck. Es geht um zwei zentrale pädagogische Ziele. Erstens: Wir können mit digitalen Tools Kinder und Schüler motivieren, insbesondere aus eher bildungsfernen Haushalten. Und zweitens: Wir können Schülern sehr individuelle Angebote machen. Nicht jeder Schüler muss die gleiche Menge Mathe lernen. Es gibt Schüler, die wollen mehr Mathe machen und andere, die brauchen mehr sprachliche Angebote. Das kann man mit digitalen Tools und Lernmanagementsystemen/Learning Analytics perfekt bedienen.
Zuerst erschienen auf table.media/bildung unter https://fal.cn/3lOj7